Wie alt eine Maus wird, sagt leider nichts darüber aus, ob sie ein gutes Leben hat oder nicht. Es gibt genügend Beispiele von Mäusen, Hamstern, Meerschweinen und vielen anderen Kleintieren, die unter schlechter Halterung sehr alt wurden. Das betrifft allerdings nur die Lebens-Quantität - also die Länge des Lebens.
Worum es hier geht, ist die Lebens-Qualität - die Güte des Lebens. Eine Maus kann durchaus alt werden, dabei aber ein desolates Leben fristen. Sie kann drei Jahre am Leben bleiben, existieren - ohne aber wirklich zu "leben". Wir setzen uns hier dafür ein, Mäusen und anderen Kleinnagern ein schönes Leben zu bieten. Wie lange dieses Leben währt, ist dabei manchmal gar nicht so wichtig.
Welche Maus hatte wohl das bessere Leben - die, die ein Jahr alt wurde, unter wunderbarer Haltung, in einem harmonischen Sozialverband, und damit ein Jahr lang glücklich leben durfte - oder die, die drei Jahre vor sich hin vegetierte? Welche Maus hatte mehr vom Leben? Ich denke, die Antwort fällt leicht. Gerade für Mäuse, das Paradebeispiel für Beutetiere in der Natur, in der Wildnis mit einer sehr kurzen Lebenserwartung, mit keinerlei Vorstellung davon, wie alt sie werden könnte, zählt der Moment. Es zählt, wie sie hier und jetzt lebt, und gelebt hat, und nicht, wie lange sie noch existieren könnte. Es zählt zuerst die Qualität, und lange danach erst die Quantität.
80x50 Grundfläche sind die Mindestmaße - das heißt, die Maße, die absolut nicht unterschritten werden sollten. Ich habe selbst mit kleineren Käfigen angefangen (auch ich bin anfangs Mäusebüchern und einem Zooladen aufgesessen). Und habe mich dann "hochgearbeitet". Als Folge daraus konnte ich beobachten, wie sehr Mäuse ihr Verhalten ändern, wie agil sie werden und aufblühen, wenn die Gehegegröße steigt.
Mäuse rennen zum Beispiel gerne - richtiges Rennen, in großen Sprüngen, nicht nur schnelles Wuseln. Das geht aber erst ab einer bestimmten Lauffläche. In einem zu kleinen Käfig (oder Aqua) können sie das nicht. Weder im Käfig selbst, noch in einem Laufrad, das dort hineinpasst (weil dieses, um in den zu kleinen Käfig zu passen, auch zu klein sein muss). Dieses echte Rennen konnte ich hier erstmals beobachten, als ich über die Mindestmaße hinaus war. Regelmäßig aufgetreten ist es erst, seitdem ich bei 100x50 bzw. 100x60 Grundfläche angekommen war. Deshalb würde ich diese Maße nicht mehr unterschreiten.
Richtig, artgerecht, abwechslungsreich und dreidimensional einrichten kann man auch erst ab den Mindestmaßen. Deshalb wurde auch die Mindesthöhe eingeführt. Darunter kann man kaum so vielfältig und reichhaltig einrichten, dass den Mäusen ein verhaltensgerechtes Habitat geboten wird.
Haupt-Charakteristikum eines artgerechten Mäusegeheges ist es, dass die Mäuse richtig "mäusisch" leben können. Ihr Gehege muss ihren arteigenen Ansprüchen gerecht werden, es muss verhaltensgerecht sein: rennen, klettern, graben, sich überall verstecken zu können, im Schutz des Rudels zu ruhen - all das muss möglich sein, in einem mäusetypischen Maß. Und das erfordert bei so agilen und intelligenten Tieren einfach gewisse Mindestkriterien - sowohl bezüglich der Maße, als auch hinsichtlich der Einrichtung.
Das lässt sich übrigens auch ganz leicht beispielhaft auf den Menschen übertragen: Möchtest Du lieber in einem schönen großen, gut eingerichteten Haus mit Garten wohnen - oder bist Du der Ansicht, eine kleine Zelle mit einem Waschbecken, einem Klo und einem Bett würden Dir genügen - Dein Leben lang?