Danke...
Ich habe Brunhild dann gleich in der kommenden Woche gehen lassen. Es war der richtige Zeitpunkt. *seufz*
Ihre Jungs sind nun wieder unter sich ohne Damengesellschaft. Obwohl sie nur einige Wochen bei ihnen war, denke ich, daß dies eine glückliche Gruppe war.
http://mausebande.com/forum/community/regenbogenbruecke/21443-brunhild.html
Aber nun macht mir Toulouse wirklich Sorgen.
Er ist doch mein kleiner Spinner. Mein verrückter Kerl. Mein Kasper-Hauser-Mäuserich. Immer hektisch, oft schwer einzuschätzen, im Gehege tatsächlich sehr bissig, weswegen außer mir niemand in den EB greifen darf (da ich es weiß und die Hand schnell genug wegziehe), zugleich ist er wahnsinnig intelligent und lernt sehr rasch. Er ist ganz und gar keine "Anfängermaus", wenn man es so nennen will, hat einiges durchgemacht (kaum/nicht sozialisiert gewesen und extrem stressanfällig = wohl lebenslang Einzelhaft und ständig rausgegrabscht und zwangsgestreichelt als dekoratives Spielzeug) und sollte bei mir für den Rest seines Lebens mit Mäusefreunden leben und vom Menschen in Ruhe gelassen werden. Ich habe ihn aus dem TH Berlin, wo er einzeln abgegeben wurde, vermilbt und gestresst, dazu mit einem aufgeknabberten entzündeten Atherom am Bauch an der Peniswurzel, das glücklicherweise längst restlos abgeheilt ist.
Und nun ist er schwerkrank. Seit einigen Tagen hat er massive Herzprobleme. Er pumpt und wird kurzatmig. Ich habe keine Ahnung, wie alt er eigentlich ist und ob es gar vielleicht für ihn schon Zeit wird --- einen deutlichen Buckel hat er schon, seit er bei mir eingezogen ist. Da er vermutlich ziemlich überzüchtet ist (seltener Farbschlag + Satin + Rosettenfell), habe ich im Grunde damit gerechnet, daß er irgendwann einen Tumor bekommen würde, nun sieht es eben nach Herzproblemen aus.
Ich habe das Gefühl, daß er noch nicht lange genug hier ist... daß er noch nicht genug nachgeholt hat. Das ist unsinnig, ich weiß. Er lebt im Moment, und für ihn ist es nicht mehr wichtig, ob er über die Hälfte seines Lebens unglücklich und gestresst gewesen ist, wichtig ist nur, daß er jetzt in diesem Moment glücklich ist. Und ich hoffe, daß er das ist... *seufz*
Aber ich will ihn trotzdem noch nicht gehenlassen. Reiner Egoismus. Ich will, daß er weiterhin tapfer bis zum Äußersten darauf beharrt, daß nie wieder eine Menschenhand ihm zu nahe kommt, daß er weiterhin mit einem Stück Backoblate weghopst und sich von seiner Freundin Suzanne das Köpfchen putzen läßt.
Ich habe eine Schwäche für diese komplizierten, charakterstarken, ja, man könnte auch sagen: fast schon verhaltensgestörten Mäuse. Er mußte so lange das sein, was man ihm aufzwang: Spielzeug, Dekorationsgegenstand für Leute, die ein Lebewesen nicht beschreiben mit "Das ist ein Farbmaus-Mäuserich", sondern mit klangvollen ausgedachten Farb- und Fellbezeichnungen, als handele es sich um einen Modegegenstand. Jetzt soll er einfach er selbst sein dürfen.
In gewisser Weise verdeutlichter mir den Wahnsinn, der für mich hinter der Rassezucht liegt (bitte an dieser Stelle KEINE Diskussion über Farbmausrassezucht, die gab und gibt es an anderer Stelle zu Hauf): er mußte "schön" sein; er mußte "exklusiv und selten" sein; er mußte ein Spielzeug sein; er weigerte sich --- er wurde bissig; da wurde er ins Tierheim abgeschoben nach wer weiß wie lange in Einzelhaft.
Bis heute ist es mir ein Rätsel, wie meine TÄ es eigentlich geschafft es, diesen Kerl vor der Kastration in die Isofloranglocke zu bugsieren und ohne einen Biß davonzukommen.
Inzwischen nimmt er mir ein Stück Backoblate aus der Hand ab, aber er reißt stets ganz schnell und kraftvoll alles weg und ist schon halb im Sprung weg, nur weg, damit er bloß nicht gefangen werden könnte.
Wenn er an Herzversagen stürbe, zu Hause im Nest, wäre das schön... Aber wenn seine Atemnot massiver wird und er leidet, werde ich ihn gehenlassen müssen. Das ist selbstverständlich. Gerade weil er mir so wichtig ist.
Ich bin traurig...
Toulouse. Verrückter, sensibler, hochintelligenter Kerl.
Er und Suzanne passen gut zusammen, sie wurde ausgesetzt und ist sehr scheu, führt ein unsichtbares Leben, ohne irgendwas vom Menschen zu wollen. Das wichtigste im Leben einer Maus ist eben: eine andere Maus, und Suzanne durfte Toulouse das beibringen. Er kannte nur Aggression. Er griff sie an. Ich war verzweifelt und ratlos. Sie hatte die nötige Geduld, um diesen nervösen Mäuserich zu beruhigen. Ich bin mir sicher, daß er gelächelt hat, als sie ihn das erste Mal vorsichtig putzen durfte.