So... Nach einiger Recherche bin ich auf die fragliche Internetanzeige gestoßen und habe den Inserenten heute telefonisch kontaktiert. Ich habe Interesse am Erwerb einiger seiner jungen Farbmäuse geäußert (genauer: 4 Böcken), habe ihm diverse Fragen gestellt und ihm Gelegenheit gegeben, von sich aus zu erzählen.
Ziel war es, herauszufinden, ob es sich bei dem Inserenten um einen anständigen und seriösen, evtl. sogar tierschutzaktiven Privatvermittler handelt, oder um einen Vermehrer, der die Früchte seiner Hobbyzucht an den Mann bringen will.
Das Telefonat wurde anschließend aus dem Gedächtnis protokolliert. Dieses Protokoll werde ich hier nicht einstellen. Wer es einsehen möchte, schicke mir bitte eine PN. Zusammenfassend seien aber wieder gegeben:
Informationen aus dem Telefonat mit dem Inserenten, und Gesamtbild:
Das ist ein astreiner Vermehrer.
Er vermehrt Farbmäuse zur gezielten Abgabe an Privat- und Liebhaberhalter. Er nimmt gewöhnlich Geld dafür. Er hat keine Mäuse aus dem Tierheim. Und er vermittelt auch keine Notfelle weiter. Er produziert Mäuse.
Es kann nur dringend davon abgeraten werde, Mäuse aus dieser Quelle zu beziehen.
Positiv anzumerken ist:
- Er macht einen sehr freundlichen Eindruck.
- Er hat wohl eine Art Zuchtkonzept. Allerdings hat er es mir nicht erläutert, was man bei einem seriösen Züchter erwarten kann, wenn das Gespräch schon auf die Zucht kommt.
- Für einen Hobbyzüchter kennt er sich erstaunlich gut mit seinen Tieren aus. Er scheint zumindest darauf zu achten, sie gesund zu halten und nicht zu überfordern. Über die Haltungsbedingungen habe ich nichts in Erfahrung gebracht und ich möchte hier auch nichts implizieren.
- Die Mäuse sind keine "Gegenstände" für ihn, er respektiert und schätzt sie.
Leider geht dieser Respekt nicht weit genug; er scheint vielmehr an seiner Haustür zu enden.
Negativ anzumerken ist:
- Er vermehrt Farbmäuse mit viel Idealismus und Herz - aber ohne notwendigen Grund. Das ist genau die Sorte Hobbyzüchter, die hier zurecht gefürchtet und vor der zu Recht gewarnt wird.
- Es mangelt ihm an Wissen, das er nicht direkt anwendet. Kein Wort über die Kastration von Böcken. Er wollte mir ohne Weiteres 4 Böcke überlassen - seiner Meinung nach verstünden sich Böcke aus dem selben Wurf ein Leben lang. Das ist ein altes und grundfalsches Gerücht. Hier hat er offensichtlich keine Erfahrung. Ich vermute, dass auch sein jeweiliger Zuchtbock allein leben muss.
- Er wirkte in einigen wesentlichen Punkten erschreckend kurzsichtig. Er bestand darauf, seine Farbmäuse ausschließlich in Liehaberhände zu vermitteln. Gleichzeitig gibt er aber Mäuse in schneller Folge an Privatleute ab, die gar nichts anderes mit so vielen Mäusen tun können, als sie zu verfüttern. Noch gravierender, er sprach ganz offen darüber, seinen Überschuss an Jungtieren an Zoohandlungen abzugeben. Bekanntermaßen werden Mäuse von Zoohandlungen jedoch hauptsächlich als Futtertiere verkauft; der Vermehrer hat mit der Abgabe seiner Tiere im Zoogeschäft keinen Einfluss mehr auf ihr weiteres Schicksal.
--> Entweder ist er sich dieser Haken bewusst, leugnet sie aber. Oder er ist sich dieser Tatsachen nicht bewusst, weil er sie nicht realisieren will.
Beides sind sehr schlechte Eigenschaften für einen Züchter. Das sind genau die Eigenschaften, die über kurz oder lang für die Entstehung großer Notfälle sorgen - wenn diese Hobbyzuchten durch die Kurzsicht oder das entschlossene Wegsehen des Züchters außer Kontrolle geraten.
Weiter:
- Er züchtet qualzüchtige Mäuse - Langhaar und Locke. Offenbar nicht gezielt - offensichtlich fehlt ihm auch hier Wissen, nämlich um diese Problematik. Es wäre jedoch die Pflicht eines verantwortungsvollen Züchters, sich genau mit solchen Belangen auszukennen.
- Er interessiert sich nicht für die Haltungsbedingungen der Tiere, die er abgibt. Er wünscht keinen Schutzvertrag, keine Schutzgebühr, keine Platzkontrolle. Das Schicksal der Tiere scheint ihm, sobald sie seine Hände verlassen, nicht mehr zu kümmern.
- Er gibt seine Mäuse auch in gemischt-geschlechtlichen Gruppen ab. Damit öffnet er weiterer unkontrollierter Vermehrung Tür und Tor. Auch hier enden Pflichtbewusstein und Verantwortung seinen Tieren gegenüber an seiner Haustür.
- Ich hatte den Eindruck, die Mäuse dienen zu einem erheblichen Teil der Freude seiner Kinder. Und ich denke, man kann davon ausgehen, dass die Kinder an der Haltung, der Vermehrung und dem Verkauf der Mäuse Anteil nehmen. Der Inserent gab an, für gewöhnlich Geld für die Mäuse zu nehmen - Geld, das seine Kinder erhalten. Die Kinder bekommen also beigebracht, dass man Tiere zu Geld machen kann.
So sympathisch der Herr auch war - das sind eine Menge Missstände. Viele und schwer wiegende Fehler. Und es wäre ein ebenso schwerer Fehler, diese Vermehrung zu unterstützen.
Sappi - das ist nicht die richtige Quelle für Deine zukünftigen Mäuse.