Aufregung.
Gestern kam Ariachne zu mir. Sie hatte starke Atemnot, Flankenatmung, bei jedem Atemzug ein Atemgeräusch. Ich hab versucht ihr etwas Prednisolon zu geben, aber sie nahm kaum etwas. Blieb aber auf mir sitzen und lange in meinem Pulloverärmel, was sie sonst nie tut.
Der TA im Ort, den ich anrief, lag mit Hexenschuß im Bett. Seine Frau war nicht da. Sonntag abend, ein Albtraum. Kein Auto, kein Bus. Die einzige "greifbare" weitere Maus, die gerade auftauchte, war ausgerechnet Papillon, die Uraltomi, die vor einigen Tagen ihren 2. Geburtstag feiern durfte. Schließlich bin ich mit den beiden Mäusen im Taxi zum nächsten TA gefahren.
Dort angekommen, ging es Ariachne schon deutlich besser. Offenbar war doch etwas von dem Prednisolon in der Maus angekommen. Der TA spritzte trotzdem noch etwas Cortison, Schleimlöser und Doxy. Das Taxi wartete und brachte uns wohlbehalten wieder zurück. Zuhause angekommen, verhielt sich Ariachne als wäre sie nie krank gewesen.
Eine Stunde hatte ich sie in der Transportbox, da das Doxy ja zwei Mal täglich verabreicht werden muß und ich nicht sicher sein konnte, daß sie morgens auftaucht. Aber die Maus hat in ihrem Behälter schier "verrückt" gespielt, so daß ich sie nach einer Stunde schließlich wieder laufen lassen mußte.
Heute morgen bin ich extra früh aufgestanden, um möglichst ihre Aktivitätsphase nicht zu verpassen. Tatsächlich ist sie dann bei den Agouti-Kasträtchen aufgetaucht und bekam sofort ihre Doxy-Dosis. Ich habe sie dafür geliebt. Sie wirkt wieder vollkommen gesund. Irgendwie war das merkwürdig. Wäre sie ein Mensch, würde ich sagen, daß sie eine Art Asthma-Anfall hatte. Aber gibt es das bei Mäusen? Jedenfalls war das der Schreck in der Abendstunde.
Schon gestern abend gab es plötzlich Unruhe in der Mausekiste. Eine Maus piepste immer wieder laut auf und heftiges Rascheln im Laub ließ an Verfolgungsjagden denken. Des Rätsels Lösung war Ashima, die zu ihrer Gruppe zurückgekehrt war und nun den Laden aufmischte.
Vor der Kiste hockend, sah ich dem Treiben zu. Offenbar war es eine der Silbergrauen, deren Nase Ashima nicht recht gefiel. Wie eine Furie sauste die kleine Ashima über die wankenden Zweige und Waldrebenranken aus der Tiefe der Kiste über die Kistenumrandung zur oberen Freßebene und wieder zurück. Gegenüber ihren Kletterkünsten wirken die anderen Mäuschen geradezu wie Waisenknaben und -mägdelein. Es ist atemberaubend, mit welcher Pfotenfertigkeit und Sicherheit Ashima durch das Gehege turnt.
Die kleine Silbergraue tat mir leid. Irgendwie verunsichert saß sie auf dem Felsenbau und traute sich nicht mehr hinein. Auch meine Leckerli konnten sie nur unzureichend trösten. Als ich schon Überlegungen anstellte, wie die kleine Unruhestifterin aus dem Mäuseparadies wieder zu entfernen wäre, ist sie von selbst wieder "ausgestiegen". Die Nacht über war dann Ruhe in der Kiste.
Heute morgen trafen sich Ariachne und Ashima wieder bei den Agouti-Kasträtchen und den Silbergrauen. Diesmal lief es ruhiger ab. Ashima versucht immer wieder einmal auf einer der Silbergrauen aufzureiten, aber die Silbergraue wird nicht mehr gejagt oder gezwickt. Die ganze Mausesippe wirkt etwas aufgeregt, aber mehr angeregt und lebendig - Mäuse laufen durcheinander, greifen ihre Leckerli ab, versuchen sich die besten Bissen aus dem Schnäuzchen zu stehlen und huschen ab ins nächste Versteck.
Zu meiner Überraschung tauchte plötzlich auch Saga, meine kleine Tumormaus, auf Besuch in der Mäusekiste auf. Also sind momentan neben den eigentlichen Revierbesitzerinnen, den zwei Silbergrauen und den drei Agouti-Kasträtchen drei weitere Mäuse in der Kiste: Ashima, Ariachne und die kleine Saga. Offenbar sind sie dabei sich zu arrangieren. Rascheln, Blätterschleppen, Klettern und Buddeln - momentan sind keine aggressiven Tendenzen mehr zu beobachten. Das hat mich aber zur Überlegung angeregt, ob in der freien Natur Reviere von eindringenden Mäusen nicht auch übernommen werden können oder eindringende Mäuse, wenn sie dominant sind, in die Sippe aufgenommen werden.
... Saga friedlich mit einer der Silbergrauen durch die Glasscheibe hindurch fotografiert ...
... und beim Abstieg von der oberen Freßebene ...
... eine Silbergraue verschafft sich Durchblick =) ...
... auf der oberen Freßebene ...