An den Bundespräsidenten Herrn Horst Köhler,
Betreff: Beschwerde über fiesen Hamsterfixiergriff
Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
Tierschutz ist im Grundgesetz verankert, weswegen es mir als Bundesbürgerhamster zusteht, mich mit meinem Anliegen an Sie zu wenden. Mein Name ist Sir Parzival, ich bin zwei Jahre alt, Dshungarischer Zwerghamster und berufen, die Welt zu Hamsterliebhabern zu bekehren. Im Moment tun mit leider meine Backentasche und mein Ohr ziemlich weh.
Heute Vormittag wurde ein schwerer Angriff auf meine körperliche Unversehrtheit sowie auf meinen Stolz verübt. Im Detail möchte ich Ihnen den Vorfall gern schildern:
Am Morgen des 22. März wurde ich von Zweibein, die hier für den Service zuständig ist, aus unerklärlichen Gründen geweckt. Nicht genug, daß Zweibein mir die Decke vom Kopf zog, was, wie Sie mir sicherlich zustimmen werden, alles andere als ein gemütlicher Start in den Tag ist, nein, ich wurde in eine Transportbox gesetzt und durch die Gegend getragen.
Kurz darauf wurde ich unter einem grellen Licht, das meinen empfindlichen, für Dämmerungsaktivität optimierten Augen wehtat, in bösartiger Absicht herausgefangen. Ich schreckte aus dem Halbschlaf unsanft auf. Selbstverständlich versuchte ich, mich mit Händen und Füßen nach Kräften zu wehren, aber Zweibein wandte einen ganz fiesen Hamsterfixiergriff an, der sicherlich gegen die Genfer Konvention verstößt. Mir geht es zur Zeit ohnehin nicht so gut, meine linke Backentasche und mein Ohr schmerzen. Eine Frau im weißen Kittel war offensichtlich die Leiterin des Folterverhörs. Sie steckte mir ein metallisches Instrument in den Mund und schaute in meine Backentasche, aber ich habe nichts verraten, wirklich nicht! Vor lauter Schreck spuckte ich ihr erst mal den Inhalt meiner anderen Backentasche auf die Hand.
Daraufhin schaute die Dame im weißen Kittel auch noch in mein krankes Ohr und versuchte, meinen äußeren Gehörgang zu reinigen, wogegen ich mich ebenfalls sträubte und nach Möglichkeit wegflutschte.
Zuletzt tropfte man mir eine kalte Flüssigkeit ins Ohr, igitt!
Das Leben ist doch wirklich eines der schwersten: 2 Jahre lang kerngesund, und dann so etwas!
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, ich ersuche Sie nun, für mich ein Wort einzulegen und mir zu meinem Recht zu verhelfen. Die Anklage lautet auf: Hausfriedensbruch, Ruhestörung, Körperverletzung, Entfühung und Diebstahl (man gab mir den Inhalt meiner Backentasche nicht zurück).
Bitte drücken Sie mir die Pfoten, damit es mir bald bessergeht.
Vielen Dank für Ihre Bemühungen,
ein frohes Osterfest wünscht Ihnen und Ihrer Familie
Zwerghamster Sir Parzival
Außerdem mußte ich eine Weile in diesem doofen Käfig sitzen. Zweibein meinte, sie würde die Gelegenheit nutzen und gleich mal in meinen Vorratskammern aufräumen. Da muß nix aufgeräumt werden! So eine Frechheit...
Und so sieht meine Backentasche gerade aus, leider lief aus meinem Ohr auch Eiter, Zweibein macht ein besorgtes Gesicht, aber die Folterfrau im weißen Kittel machte ihr Mut. Ich möchte schließlich mindestens zweieinhalb Jahre alt werden, nicht wahr?
Jetzt bekomme ich 2 - 3 Wochen lang jeden Tag Ohrentropfen und eine nach Baytril schmeckende Mehlkäferlarve. Genügend Zeit, um den fiesen Hamsterfixiergriff zu durchschauen und eine Gegenstrategie zu entwickeln...